Dehydroepiandrosteron (DHEA) weist eine Schutzwirkung gegenüber Epitheltumoren auf, allerdings ist über die Wirkungsmechanismen nichts bekannt. Wir untersuchten die Wirkung von DHEA auf Zellproliferation, Zellzyklus und Zelltod anhand von drei Zelllinien aus Tumorzellen des Uterus- und Zervixkarzinoms, unabhängig davon, ob dieses durch eine Infektion mit dem HPV (Human Papilloma Virus) hevorgerufen wurde.
Weiters wurde bestimmt, ob die Wirkung von DHEA über Östrogen- bzw. Androgenrezeptoren vermittelt wird. Die Proliferation von C33A (HPV-negativen), CASKI (HPV16-positiven) und HeLa (HPV18-positiven)-Zellen wurde mit einer Kristallviolettfärbung und einer 3-(4,5-Dimethylthiazol-2-yl)-2,5-Diphenyltetrazolbromid-Lösung (MTT) evaluiert. Zur Bestimmung der Phasen des Zellzyklus wurde die Durchflusszytometrie eingesetzt. Der Zelltod wurde mit einem im Handel erhältlichen Testsatz (Karboxyfluorescein-Apoptose-Detektion) zur Bestimmung der Caspase-Aktivierung ermittelt. Zur Bestimmung der DNA-Fragmentierung wurde der TUNEL-Test («terminal deoxynucleotidyl transferase dUTP nick-end labeling») angewendet. Flutamid und ICI 182,780 wurden jeweils zur Blockierung der Adrogen- bzw. Östrogenrezeptoren verwendet und Letrozol wurde eingesetzt, um die Umwandlung von DHEA in Östradiol zu hemmen.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass DHEA in allen drei Zelllinien die Zellproliferation in Abhängigkeit von der Dosis hemmte. Die IC50-Dosis von DHEA betrug für die C33A-, CASKI- und HeLa-Zellen jeweils 50, 60 und 70 μM. Die antiproliferative Wirkung wurde von Androgen- und Östrogenrezeptorhemmern bzw. von einem Inhibitor, der die Umwandlung von Testosteron zu Östradiol hemmt, nicht aufgehoben. Diese Wirkung war mit einer vermehrten Nekrose HPV-negativer Zellen und einer vermehrten Apoptose HPV-positiver Zellen assoziiert.
Diese Ergebnisse lassen darauf schließen, dass DHEA eine stark inhibitorische Wirkung auf die Proliferation von Zervixkarzinomzellen besitzt. Allerdings wird die Wirkung nicht über Androgen- oder Östrogenrezeptor-Signalwege vermittelt. DHEA könnte daher als Alternativmethode in der Behandlung des Zervixkarzinoms eingesetzt werden.