Die Konzentration von Dehydroepiandrosteron (DHEA) und seinem Sulfatester (DHEA-S) im Blut erreicht in der 2. Lebensdekade ihren Höchstwert und nimmt anschließend mit zunehmendem Alter ab. Die physiologische Bedeutung von DHEA wurde erst klar, als anhand von jüngsten Forschungsberichten gezeigt werden konnte, dass DHEA eine vorbeugende Wirkung gegen Diabetes, bösartige Tumoren, Entzündungen, Osteoporose und Kollagen-Gefäßerkrankungen hat.
Wir bringen hier eine Zusammenfassung unserer Ergebnisse in Bezug auf Diabetes, Hepatitis und das Kolonkarzinom. 1982 wurde von Coleman et al. [Diabetes 31 (1982) 830] berichtet, dass DHEA zu einer Senkung überhöhter Blutzuckerwerte (Hyperglykämie) bei diabetischen db/db-Mäusen führt, die insulinresistent werden. Wir führten eine Messung der für die Glukogenese zuständigen Leberenzyme durch, um so mehr über den mechanischen Wirkungsmechanismus von DHEA zu erfahren. Die Aktivität und Genexpression der glukoneogenetischen Enzyme in der Leber – wie z. B. der Glukose-6-Phosphatase (G6Pase) – waren bei den db / db-Mäusen trotz Hyperinsulinämie im Vergleich zur Kontrollgruppe der db / +m-Mäuse erhöht.
DHEA führte wie auch Troglitazon bei den db / db-Mäusen zu einer Senkung dieser Werte. Außerdem konnten wir anhand der Glukose-Clamp-Technik in einem weiteren Tierversuch zeigen, dass DHEA eine Besserung der durch Alter oder Fettleibigkeit hervorgerufenen Insulinresistenz bewirkt. Beim Menschen war ein Zusammenhang zwischen der DHEA-Serumkonzentration und der Hyperinsulinämie bei Diabetes zu beobachten. Es wurde auch gezeigt, dass DHEA bei alten db / db-Mäusen zu einer gesteigerten Insulinausschüttung führt. DHEA erhöht nicht nur die Insulinsensitivität aufgrund seiner Wirkung in Leber und Muskulatur, sondern auch die Insulinsekretion.
Was die Wirkung von DHEA auf die von Concanavalin A (ConA) induzierte T-Zell-vermittelte Hepatitis betrifft, so reduzierte DHEA durch seine inhibitorische Wirkung auf mehrere Entzündungsmediatoren und die Apoptose das Ausmaß der Leberschädigung. Was die Wirkung von DHEA auf die Krebsentstehung betrifft, so wäre DHEA ein potentielles Mittel zur Chemoprävention des Kolonkarzinoms, da es die Anzahl der Azoxymethan-(AOM)-induzierten aberranten Krypten (ACF) reduziert, die möglicherweise für die Entstehung eines Adenoms bzw. eines Tumors im Mausmodell verantwortlich sind.
Da DHEA in Experimentalstudien viele positive Wirkungen zeigt, sollten wir in Zukunft eine DHEA-Verabreichung in Erwägung ziehen. Gemeinsamkeiten dieser DHEA-Wirkungsmechanismen sollten im Rahmen von weiterführenden Studien genauer untersucht werden.